One Design schlägt augenblicklich einmal wieder hohe Wellen in der International 2.4mR Class Association (ICA). Eine OD-Kommission wurde eingerichtet. Sie endete mit einem Eklat nach dem bei vier Kommissionsmitgliedern keine Einigkeit erzielt werden konnte. In der Folge trat Steve Bullmore als Präsident der ICA zurück.
Der Vorstand der Deutschen 2.4mR Klassenvereinigung äußert sich zu den Vorgängen in einem einstimmigen Beschluss:
Wegen Unstimmigkeiten bezogen auf die zukünftige OD-Strategie der International 2.4mR Association und wegen ehrverletzender persönlicher Angriffe ist Steve Bullmore von seinem Amt als Präsident der Vereinigung zurückgetreten.
Der Vorstand der Deutschen 2.4mR Klassenvereinigung nimmt hierzu wie folgt Stellung:
- Wir bedauern den Rücktritt von Steve Bullmore. Steve hat sich nach unserer festen Überzeugung um eine faire und ausgleichende Behandlung der OD-Frage bemüht.
- Wir halten zur Zeit grundsätzlich eine Änderung der Konstruktionsregeln mit OD-Zusatz in unserer Klasse für nicht sinnvoll und notwendig, sondern im Gegenteil für kontraproduktiv.
- Seit mehr als zwanzig Jahren versuchen Teile der 2.4mR-Gemeinschaft aus der Konstruktionsklasse eine Einheitsklasse mit starkem Bezug zu einem Hersteller zu machen. Eine drohende Spaltung der Klasse wurde bisher dadurch verhindert, dass es eine OD-Regel innerhalb der Meter-Regel gibt.
- Diese war nur für Para-Segler, allerdings auch nur bei Para-Weltmeisterschaften oder Paralympics relevant. Nun wird eine (geänderte) OD-Regel erneut propagiert, insbesondere mit Begründung für die Wiederaufnahme des Segelns in die Paralympics.
- Wir halten die Wiederaufnahme des Segelns in die Paralympics – wenn auch wünschenswert – für absolut unrealistisch. Ebenso dürfte die 2.4mR in Konkurrenz zu telegenen Aktions-Klassen keine Chance in die Aufnahme bei den regulären Olympischen Spielen haben.
- Von den rund 100 Booten in der Deutschen Klassenvereinigung liegen für 19 Boote OD-Zertifikate vor, davon segeln aktuell 8 Steuerleute von insgesamt 30 im Bereich Handicap (klassifiziert). Angesichts dieser Zahlen, die mit Sicherheit repräsentativ für andere Länder sind, halten wir extra Wertungen für klassifizierte Handicapsegler nur auf OD-Booten für unsinnig und fordern Wertungen für klassifizierte Handicapsegler auf allen 2.4mR-Booten wie es in Deutschland seit Anbeginn praktiziert wird. Dies ist auch schon deshalb wichtig, weil sich die Klasse als inklusive Klasse profiliert hat; extra Wertungen auf extra Booten wäre exklusiv und damit nicht im Sinne der Entwicklung der Klasse.
- Generell lehnen wir gesonderte Wertungen auf OD-Booten bei allen Regatten ab, außer für den unwahrscheinlichen Fall der Olympischen oder Paralympischen Spiele.
- Letztlich drücken wir unser Befremden darüber aus, dass die Klasse angesichts der schwierigen pandemischen Lage mit vielen Problemen in der persönlichen Kommunikation und der Durchführung von Regatten mit dem Neuaktivieren eines bereits gelösten Konflikts zwischen Meter- und OD-Regel belastet wird.
Wer nachvollziehen möchte, was uns zu diesem Beschluss geführt hat, kann die nachfolgenden Papiere studieren. Sie sind keine leichte Kost, auch nicht im Ton. Das gilt erst Recht für den umfangreichen nicht wieder gegebenen Mailverkehr, der uns auch nur teilweise vorliegt.
Eine OD-Kommission der ICA hat im Jahre 2007 bereits zusammengetragen, was uns heute noch bewegt.
Die aktuelle OD-Kommission hat einen Bericht vorgelegt, der allerdings nur von zwei der vier Mitglieder akzeptiert wurde.
Die anderen beiden Mitglieder haben daraufhin einen gesonderten Bericht verfasst.
Darüber hinaus gibt es Stellungnahmen von Hasse Malmsten
sowie Pal Kragset, einem früheren Präsidenten der ICA aus Norwegen
sowie eine Stellungnahme von Pal zur Frage der Parawertung bei der kommenden WM in Norwegen, die nur für Segler auf zertifizierten OD-Booten erfolgen soll
2021 Report Worlds Pal Kragset
Eine Rolle spielt auch ein (nicht unterzeichneter) Brief von World Sailing (WS) an die ICA
Der Rücktritt von Steve Bullmore als Präsident der ICA ist ein schwerer Schlag.
Denke die Int. 2.4 mR Klasse hat sich inzwischen extrem verstärkt,
sie wird weiterhin eine hohe Akzeptanz erleben.
Liebe 2.4 Freunde
mit Mühe und Googles Hilfe arbeitete ich mich durch die Positionen.
Übrig geblieben ist mir, die Parasegler müssen MK3 OD kaufen, damit sie bei großen Pararegatten teilnehmen dürfen?
Kritik spornt an!
Statt zu streiten, wäre es viel wichtiger, die Behinderten Sportverbände darauf hinzuweisen, ihren diskriminierenden Namen in Para oder passendes zu ändern.
Segler hätten das im Kreuz!
Beste Grüße
Christian
Ullis Rücktritt
Mir ziehts den Boden unter den Füßen weg!
Christian GER 77
Hallo Detlef,
Danke für Deine Bereitschaft, Offenheit und Transparenz in dieses Thema zu bringen! Mein Gefühl war schon länger, dass es bei der OD-Diskussion nicht unerheblich Meinungen und Motive gibt, die nicht primär an der Sachfrage orientiert sind. Nun ist mein Einblick doch erheblich klarer geworden.
Ich hoffe, es gelingt, die Diskussion zum OD so zu verändern, dass auf breiter Basis, transparent und konsensorientiert Meinungsbildung stattfinden kann. Das würde der Klasse sicher sehr gut tun.
Viele Grüße
Burkhard
GER 89
Ich sehe die Geschichte inzwischen etwas differenzierter – liest man den Brief von World Sailing vom 21. Januar, dann findet man dort die Aussage, dass ausschließlich Norlin MKIII OD Boote für die Para-WM zugelassen sind. So stand es wohl auch in der inzwischen zurück gezogenen NOR. Der Bericht von Pal Kragset offenbart die mögliche Problematik. Wäre es bei dieser Regelung geblieben, wären zahlreiche Para-Segler von der WM ausgeschlossen. Inzwischen wurde mit World Sailing kommuniziert und ein – wie ich finde – hervorragender Kompromiss gefunden: Zugelassen zur Para-WM sind alle Norlin MKIII Boote mit 180kg Ballast. Nicht zugelassen sind andere Designs – aber ich kenne auch keinen Para-Segler, der ein anderes Design segelt.
Und die offene WM ist von dieser Regelung überhaupt nicht betroffen – da sind alle 2.4mR-vermessenen Boote zugelassen.
Michael GER 155