Alle vier Jahre werden die Internationalen Wettsegelbestimmungen an neuere Entwicklungen angepasst. Das geschieht seit Jahren im Anschluss an die Olympischen Spiele. Im Jahre 2020 fallen diese nun aus, werden aber 2021 als Olympia 2020 nachgeholt.
Bei Word Sailing wird aber bereits intensiv an den neuen Regeln gearbeitet, die auch die Corona-Pandemie berücksichtigen sollen. Dabei geht man davon aus, dass wir – wo auch immer auf der Welt – zumindest in den nächsten vier Jahren mit größtmöglicher Vermeidung von Ansteckungen segeln sollten.
Aus der vorbereitenden Arbeitsgruppe bei World Sailing, die in Videokonferenzen tagt, sickerten die ersten Ergebnisse durch.
Eines der obersten Prinzipien der neuen Wettsegelbestimmungen wird boat distancing sein. Regel 14 Berührung vermeiden bleibt daher erhalten und wird wohl noch einmal verschärft. Ansonsten gilt für fast alle Situationen eine Drei-Längen-Abstands-Regel.
Im Einzelnen sieht das – wie folgt – aus:
Start
Der Start ist die schwierigste Phase, da hier die Bootsnähe für fast alle Boote am größten ist. Zwei Varianten werden diskutiert.
Variante 1 nacheinander starten
Bei dieser Variante wird die Startreihenfolge ausgelost und die Boote im Drei-Minuten-Takt auf die Bahn geschickt. Beim Zieleinlauf werden die Zeiten verrechnet.
Variante 2 in Bahnen starten
Wie bei Ruder-Regatten werden im 45 Gradwinkel zur Startlinie nebeneinander liegende Bahnen mit drei Bootslängen Abstand zueinander ausgetonnt. In diesen Bahnen müssen die Boote zur Startlinie fahren. Wenn mehrere Boote in einer Bahn fahren wollen, müssen die hinteren jeweils drei Bootslängen Abstand halten.
Kreuz
Auf der Kreuz gilt weiterhin die Regel 10: Boote mit Wind von Backbord müssen sich von Booten mit Wind von Steuerbord freihalten. Ein Unterwenden, um die sichere Leestellung zu erreichen, ist weiterhin – auch ohne Drei-Bootslängen-Abstand – möglich (diese ist dann in zweifacher Hinsicht sicher: einmal hat das Luvboot in der Regel keine Chance aufzuholen, zum anderen treffen die möglichen Viren des Leebootes nicht die Mannschaft des Luvbootes).
Völlig neu wird die „Mast-quer-ab“-Regel sein (die es früher bereits einmal in anderer Form gab): Sofern ein Boot in Luv ein Leeboot im Drei-Bootslängen-Abstand überholt, muss der Steuermann in Lee „Mast querab“ rufen, wenn sich der Mast des Luvbootes querab von seiner normalen Sitzposition befindet. Das Luvboot hat dann unverzüglich zu wenden (und sich somit vom Leeboot zu entfernen).
Vorwind
Vorwind muss ein nachfolgendes Boot stets den Drei-Bootslängen-Abstand halten, darf sich also einem vorderen Boot nicht weniger als drei Bootslängen nähern, es sei denn es hält auch seitlich diesen Abstand ein.
An den Bahnmarken
Völlig neu werden auch die Regeln an den Bahnmarken gestaltet. Grundsätzlich müssen auch beim Runden der Bahnmarken seitlich und nach vorne die Drei-Bootslängen-Abstände eingehalten werden. Es gilt weiterhin Regel 18.2, dass das außenliegende Boot dem innenliegenden Boot Raum geben muss. Allerdings muss der Außenlieger nun einen weiten Bogen fahren, um den Drei-Bootslängen-Abstand einzuhalten. Um hier eine Alternative zu schaffen, werden sowohl als Luv- wie als Leebahnmarken je nach Teilnehmerfeld mehrere Tonnen parallel verlegt, die gerundet werden können. Das bisherige Verfahren des „Tores“ in Lee wird also einfach vervielfacht.
Generell
Da der Drei-Bootslängen-Abstand so konstituierend für fast alle Regeln ist, soll er durch Schiedsrichter per Tracking kontrolliert werden.
Ohne Frage sind das einschneidend neue Regeln, die das Regattasegeln auch taktisch revolutionär verändern. Aber so ist es ja bereits und wird es auch in Zukunft mit unserem sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben sein. Solange wir mit den neuen Regeln wieder „um die Tonnen segeln“ können, soll es uns recht sein.
Und auch weitere Überlegungen scheinen für uns sehr vorteilhaft zu sein. Word Sailing überlegt, das Mannschaftssegeln vorerst zu unterbinden. So sollen die Olympischen Segelwettbewerbe nur noch in Einhand-Klassen ausgetragen werden. Da werden wir mit dem 2.4mR demnächst neben Contender, Finn, Laser und Opti (für Kinder ab 12 Jahren wie beim Turnen) sicherlich auch olympisch. Wie immer – jede Krise hat auch ihre Chancen!
Es ist sehr gut, dass uns unser Klassensekretär so rechtzeitig über die neuen Regeln informiert. So habe ich eben über Idealo ermitteln wollen, welches Laser-Entfernungsmessgerät denn für unsere Belange nutzbar sein könnte. Man kann pro Gerät zwischen 60 und 600 Euro ausgeben, das macht an sich schon Probleme. Da wir ja nun den Abstand nach vorn und zu jeder Seite plotten müssen bräuchten wir 3 Geräte – ganz schön teuer.
Eine Alternative wäre ein Gerät auf eine drehbaren Platte zu montieren und mit dem Ruder zu steuern. Wass meint Ihr? Welche Lösung sollen wir dem TC zur Aufnahme in die Class-Rules vorschlagen?
Good joke! Remember: 1. April … ???
Hallo Lutz – Christian,
Diese Frage liegt dem TC bereits vor.
Die Tendenz geht im Moment dahin, dass jedes Boot einen NFC/GPS-Chip haben muss, der vor dem Mast auf Deck zu befestigen ist. Die Leistung des NFC wir auf die Bootslänge abgestimmt. Näherst Du Dich jetzt einem anderen Boot auf unter 3 Längen gibt der NFC Alarm. Über des GPS kann gleichzeitig Dein Kurs verfolgt werden.
Vorteile:
In einer Protestverhandlung liegt automatisch ein „Videobeweis“ vor.
Das System ist „Yardstick-Sicher“, da dort ja unterschiedliche 3-Längen-Kreise herrschen.
Könnte man da nicht die neu entwickelte Corona-App verwenden? Man würde dann gleichzeitig sehen, wer noch mit dem Regatta-Virus infiziert ist.
Danke, dass Ihr bei dem Aprilscherz mitgemacht und ihn sogar kreativ weiter gedacht habt. So hatten wir wenigstens in schwerer Zeit ein wenig Spaß.
Bleibt gesund!
Detlef