Ich segele eigentlich schon immer, zumindest seit ich denken kann. Los ging es im Opti, dann kam der Laser für fast 20 Jahre und dann kam der Anruf von Dietmar Budwill, der mir das Behindertensegeln schmackhaft machen wollte.Behindertensegeln? Ich??? “Nicht so mein Ding”, war die Antwort. Schließlich war ich im Laser erfolgreich unterwegs und das klang alles wie der Abstieg aus der Champions-League in die Kreisklasse der “Alte Herren”. “Gibt aber zum ersten Mal echte Medaillen bei den Paralympics in Sydney”, lockte Dietmar. Damit war ich dann plötzlich Sonar-Steuermann und musste feststellen, dass die alte Herrenliga mir den Hintern versohlte. Konnten doch ganz gut segeln die Burschen. Die Sonar war allerdings nicht mein Boot. Die 2.4mR fand ich schon besser. Das erste Boot wurde von der Agentur Hari.i.Punkt finanziert, dessen Inhaber (mein Kumpel German Benk) ich morgens um 03:45 Uhr in einer Kieler Bar vom Kauf überzeugt hatte. Das erste Boot kam wie ein Revell-Bausatz. Rumpf, Deck und Schotten lagen lose aufeinander, Beschläge waren keine dabei und eine Bauanleitung gab es nicht. Durch hunderte Telefonate mit Bernd Zirkelbach in Berlin – er hatte ein fertiges Boot als “Muster” – wurde das Boot tatsächlich regattafertig. Vor der ersten Regatta in Dänemark noch schnell den Trimguide von Rikard Bjurstöm inhaliert und dann alle 6 Rennen gewonnen. Geht doch! Damit war klar, dass die 2.4mR mir irgendwie liegt. Zwischen damals und heute liegen jetzt 2 paralympische Medaillen (Gold Sydney, Silber London) und diverse andere Titel. Damals war die 2.4mR in Deutschland wenig verbreitet und eher als “Behindertenbootsklasse” bekannt.
Heute ist in fast allen Köpfen der deutschen Segel-Community angekommen, dass es sich um ein sehr technisches und taktisches Boot handelt und viele hervorragende Segler am Start sind – Segler mit und ohne Behinderungen. Das Boot und die Klasse sind jetzt seit 20 Jahren meine seglerische Heimat und ich glaube, dass sie es auch noch eine ganze Weile bleiben wird.