Der Wind am Edersee hält immer wieder Überraschungen bereit. Der Kreativität der Wettfahrtleitung ist es aber zu danken, die Launen des Windes geschickt genutzt zu haben.
So kam es, dass sich am Anreisetag (Himmelfahrt) nach dem zügigen Einkranen spontan 6 SeglerInnen zu einer nachmittäglichen Ausfahrt in unseren 2.4ern zusammenfanden. Zum ersten Mal ging es für uns ein ganzes Stück ederaufwärts in Richtung Asel. Darunter waren auch die beiden Regattaneulinge Maria Martens und Lucas Junghans (mein ältester Sohn).
Ab Freitag wurde es dann ernst. In der ersten Wettfahrt dominierte bei mäßigen und drehenden Winden noch Jörg Feder, aber ab der zweiten setzte sich der Routinier Ulli Libor wieder einmal an die Spitze. Für die ausrichtende Seglergemeinschaft am Edersee (SSGE) war es in diesem Jahr besonders kompliziert. Sechs SeglerInnen teilten sich zwei Vereinsboote, sodass leider immer nur 10 Boote am Start waren. Das Positive war aber, dass somit zum zweiten Mal die Hessische Meisterschaft ausgesegelt werden konnte. Nach drei Wettfahrten schlief der Wind am Freitag Nachmittag aber ein und ließ sich bis 16:00 Uhr nicht mehr blicken. Die Wettfahrtleitung entschied: Verschiebung auf den nächsten Tag. Doch wider Erwarten für uns, kam „pünktlich“ um 17:15 Uhr noch die am Edersee bekannte „Feierabendbrise“. Wiederum nutzten 6 SeglerInnen den mäßigen aber gleichmäßigen Abendwind für eine „Geschwaderausfahrt“. Volker Happich präsentierte sich dabei als perfekter Fremdenführer und lotste uns vorbei am Baumwipfelpfad, der Burg Waldeck bis hin zum Blick auf die Staumauer. Den Sonnenuntergang vor Augen ging es zurück. Maik Aberle konnte sich dabei gar nicht genug satt sehen und schwelgte noch lange von dieser gelungenen Abendtour.
Der zweite Tag begann mit einer Flaute. Unser Wettfahrtleiter Jan Rieschard nutzte die Zeit für ein kurzes Seminar zu Wettfahrtregeln und vor allem zur Taktik. Besonders profitierten unsere Regattaneulinge Maria und Lucas davon. Es gab ihnen Selbstvertrauen und die notwendige Sicherheit, ins Boot zu steigen und ihre Wettfahrten zu segeln. Maria durfte an diesem Tag Jörgs Boot segeln und wurde von ihm immer wieder motiviert und „gecoacht“. Lucas war nach seiner Wettfahrt so begeistert, dass er auch beim Triple Match starten wollte – allerdings dann in einem ihm vertrauten Boot. Aber auch die anderen Segler nahmen Anregungen aus dem Seminar mit in die nächsten Wettfahrten und setzten sie um. So gab es neue Startsituationen und spannende Zweikämpfe vor den Tonnen. Jan war begeistert über die praktische Umsetzung der erlernten Taktik. Die Wendigkeit und Schnelle der 2.4mR-Boote auch bei geringen Windstärken ermöglicht einfach viele taktische Varianten in Angriff und Verteidigung. Noch auf den letzten Metern wurde gekämpft und so kam es z. B. zu dem seltenen zeitgleichen Zieleinlauf zwischen Wolfgang Grupe (Gesamtplatz 4) und mir.
Auch beim nachmittäglichen Triple Match Race entspannen sich solche Zweikämpfe trotz des immer mehr abnehmenden Windes.
Am letzten Regattatag stand noch eine Wettfahrt aus. Hierbei gelang mir zwar ein guter Start an der bevorteilten Starttonne, doch nach zwei unnötigen Wenden verlor ich an Fahrt und musste das ganze Feld ziehen lassen. Jörg Feder, Christian Bodler und Ulli Libor waren auf und davon. Bei geringen Windstärken konnte ich – das Feld vor Augen – meinen Vorteil auf dem Vorwindkurs ausspielen und auf der nachfolgenden Kreuz sichern: Schadensbegrenzung und Platz 5 in dieser Wettfahrt.
So kam ich in den Genuss, als Dritter hinter dem überragenden Sieger Ulli Libor und dem Schwachwindexperten vom Chiemsee – Christian Bodler – diesen Bericht schreiben zu dürfen. Aber als neuer Hessischer Meister ist es mir eine große Freude, mich hiermit noch einmal für die besonders vielfältigen Regattatage bei der SSGE zu bedanken. Es war für meinen Sohn Lucas und mich ein neuartiges, gemeinsames Erlebnis. Nicht zuletzt auch ein herzlicher Dank an das neue gastronomische Team, das mit neuen Leckereien und lukullischen Genüssen aufwartete. Zu guter Letzt möchte ich auch noch erwähnen, dass wir mit Armand Scholler aus Luxemburg den weit gereistesten Segler an der Startlinie hatten, der insgesamt den fünften Platz belegte.
Mathias Kortke
GER 42