Dass es keine Paralympics mehr im Segeln gibt, ist seit längerem klar. Dass wir als Deutsche Klassenvereinigung seit langem darauf drängen, dass wir nur inklusiv segeln, ist eine Tatsache. In Deutschland tun wir das von Anfang an. Alle unsere Regatten sind offen für Behinderte wie Nichtbehinderte, für Frauen wie Männer, für Schwer- wie Leichtgewichte.
Zunehmend treten wir mit dieser Auffassung auch international auf und es gibt erste Erfolge, aber auch Hindernisse. Hier eine kleine Chronik der Entwicklungen des letzten halben Jahres:
- Im Frühjahr beschloss World Sailing als Ersatz für das Finn Dinghy ein „one person mixed dinghy“ für die nächsten olympischen Spiele zu nominieren. Das hört sich erst mal seltsam an, gedacht war an eine Jolle, in der Frauen und Männer mit gleichen Chancen (gender equity) gegeneinander segeln können. Bei einer Jolle klingt das nach eierlegender Wollmilchsau; denn Jollen sind irgendwie immer gewichts- und kraftabhängig, was bei Frauen und Männern nicht naturbedingt gleich ausfällt. Wenn man aber „dinghy“ durch „keelboat“ ersetzt, dann fällt einem natürlich als ideales Boot für diesen Zweck der 2.4er ein.
- Dementsprechend haben in der zweiten Jahreshälfte, verschiedene unserer Mitglieder den 2.4er in die Diskussion eingespeist: Jens Kroker als Aktivensprecher von World Sailing, Ulli Libor mit einem Brief an seinen alten Drachengegner Kim Anderson, Präsident von World Sailing, Heiko Kröger und Bernd Zirkelbach bei ihren Netzwerken. Immer mit dem Argument Frauen und Männer segeln bei uns mit gleichen Chancen, aber sogar inklusiver Sport ist bei uns möglich.
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Vor einigen Tagen hat nun das World Sailing Annual Meeting in Sarasota, Florida, stattgefunden. Von unserer Seite waren Jens Kroker und Megan Pescoe dabei, die vor und hinter den Kulissen für den 2.4mR geworben haben. Allerdings waren wir – wenn überhaupt – zu spät mit dem Netzwerken auch in die Landesverbände hinein. Angeführt von Frankreich (als nächster Ausrichter der Olympischen Spiele) wurde eine ganz andere Segelrichtung favorisiert: ein „2 mixed offshore boat“, mit dem 3-Tagesregatten über offene See mit Kameras an Bord wie beim Volvo Ocean Race durchgeführt werden sollen. Der Vorstand von World Sailing hat dann dieses Boot zur Abstimmung gestellt und das wäre nur zu verhindern gewesen, wenn ein Landesverband einen anderen Antrag eingereicht hätte, was nicht der Fall war. Eine zumindest – unabhängig von unseren 2.4mR-Interessen – fragwürdige Entscheidung angesichts der immensen Kosten, um ein solches Boot überhaupt an den Start zu bringen. Vorerst wird also der 2.4er nicht olympisch. Aber in der internationalen Diskussion sind wir bereits deutlich stärker präsent.
Und so werden wir auf unserem Weg, unser Boot nur inklusiv zu segeln, nicht halt machen. Die Para-Europameisterschaft in Österreich im nächsten Jahr ist bereits „offen“ ausgeschrieben. Die Para-Weltmeisterschaften sollten es zukünftig auch sein – und dann machen getrennte offene und Behinderten-meisterschaften überhaupt keinen Sinn mehr. Ziel muss für unsere Klasse eine Deutsche Meisterschaft, eine Europameisterschaft und eine Weltmeisterschaft sein – gerne auch mit Sonderwertungen für Behinderte, für Ü60, für Frauen und was weiß ich.
Das Ziel ist nicht erreicht, aber in Sichtweite. Wir machen weiter.
Eine wirklich phantastische Entwicklung in den letzten 24 Monaten – vielen Dank an den Vorstand und allen, die „hinter“ den Kulissen für die 2.4mR aktiv sind. Die „Reise“ hat gerade erst begonnen !